Süddeutsche Zeitung polemisiert gegen Akupunktur // Pressemitteilung

Die Süddeutsche Zeitung (Süddeutsche, SZ) hat am Samstag, 08.09.2012, auf Seite 1 einen polemischen Artikel über angebliche Wirkungslosigkeit und Risiken durch Akupunktur veröffentlicht: www.sueddeutsche.de/gesundheit/risiken-der-akupunktur-schwindelerregende-stiche-1.1462326.

Solchen Falschaussagen treten wir entschieden entgegen.

Hier finden Sie die Pressemitteilung der DÄGfA als PDF und unten als fortlaufenden Text.

120912_Presseinfo_DÄGfA_Artikel_SZ

 

Polemischer Artikel der Süddeutschen Zeitung (SZ) über angebliche Wirkungslosigkeit und Risiken durch Akupunktur

München, September 2012. In einem Artikel in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 08.09.2012[1] wird die Akupunktur als unwirksam und gefährlicher als gemeinhin angenom­men dargestellt. Beide Aussagen sind nicht korrekt. Ebenso wenig trifft zu, dass die Internet­seite der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA) keine Informationen über Risiken der Akupunkturbehandlung enthalten würde.

„Die Akupunktur basiert auf einem kruden, wild zusammengewürfelten Ideengerüst. Real ist nur eines: die Risiken.“ Mit diesen Worten endet der Artikel „Akupunktur mit Nebenwirkungen“ der 1. Seite der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 08.09.2012. Die nahezu identische Online-Version mit dem Titel „Schwindelerregende Stiche“ beginnt schon im Untertitel mit der Aussage: „Schwindelanfälle, Bewusst­losigkeit, kollabierende Lungenflügel: Die Nebenwirkungen der Akupunktur sind größer als gemeinhin angenommen. Vom Nutzen kann man das nicht behaupten.“ 1 Der betont flapsige, teils polemische Stil gereicht der SZ als Qualitätsblatt nicht zur Ehre. Darüber ließe sich wohl noch hinwegsehen. Nicht tragbar jedoch sind grobe handwerkliche Fehler und nachweislich falsche Darstellungen.

Sicherheit der Akupunktur

Die Aussage „Auch eine Akupunktur birgt Risiken.“ ist prinzipiell korrekt – wie bei jeder medizinischen Behandlung können theoretisch unerwünschte Wirkungen (UW) auftreten. Zu Art und Häufigkeit der UWs bei Akupunktur liegen seit Jahren qualitativ hochwertige und in seriösen Wissenschaftsjournalen publizierte Studien vor. Lediglich drei Beispiele:

  1. Beim „Modellvorhaben Akupunktur“ der Techniker Krankenkasse wurden 313.534 Patienten mit chronischen Erkrankungen von mehr als 10.000 Ärzten mit Akupunktur therapiert. Das Ergebnis: Akupunktur ist eine wirksame und sichere Behandlungsmethode.[2]
  2. Eine weitere Studie umfasste 97.733 Patienten mit insgesamt 760.000 Akupunkturen von 9.429 Ärzten.[3] Die Schlussfolgerung der Autoren: „Unsere Ergebnisse bestätigen die Ergebnisse früherer Studien, dass die Akupunktur, von qualifizierten Ärzten ausgeführt, ein sicheres Verfahren ist.“
  3. Eine aktuelle Untersuchung belegt, dass Akupunktur selbst bei Kindern sicher ist.[4]

Solche Studienergebnisse zu unterschlagen, ist schlechte journalistische Arbeit. Stattdessen belegt die Redakteurin ihre Ausführungen mit einer britischen Untersuchung: Dem staatlichen Gesundheitssystem seien von 2009 bis 2011 325 Fälle von Nebenwirkungen nach Akupunkturen gemeldet worden. Rich­tiger­weise wird erkannt: „Wie oft Nadeln ohne Beschwerden gesetzt wurden, gibt die Untersuchung aller­dings nicht an.“ Wie kommt man dann in der Einleitung des Artikels auf: „Die Nebenwirkungen der Akupunktur sind größer als gemeinhin angenommen“? Zumal die Studienautoren selbst schreiben: „The most commonly reported adverse incidents (accounting for 95.5% of reports) were judged to present no or very low risk of harm to patients, …“ [5] Um UWs zu bewerten, müssen sie in Relation gesetzt werden. Die Akupunktur ist, fachkundig ausgeführt, ein sicheres Verfahren, was für andere Therapien in geringerem Maße gilt: In den USA haben sich die Todesfälle infolge des Missbrauchs verschreibungspflichtiger Schmerzmittel in den letzten Jahren mehr als verdreifacht auf knapp 15.000.[6] Auch die Süddeutsche hat sich dieser Problematik schon angenommen: So war am 09.11.2007 zu lesen, dass pro Jahr bis zu 25.000 Patienten durch Medikamente zu Tode kämen.[7]

Wirkungen der Akupunktur

Die wissenschaftlich gesicherten Wirkungen der Akupunktur werden im SZ-Artikel polemisch vom Tisch gefegt – wohlgemerkt, es handelt sich nicht um einen als persönlichen Kommentar bezeichneten Bei­trag, sondern um eine Meldung auf Seite 1 der Samstagsausgabe einer Zeitung, die eigentlich für ihre Seriosität und Qualität geschätzt wird. Fakt ist, dass Hunderte von Studien und Meta-Analysen die Wirksamkeit der Akupunktur bei verschiedenen Indikationen belegen. So erzielt sie bei Kopf­schmer­zen[8], Rückenschmerzen[9], Schmerzen bei Kniegelenksarthrose[10], Übelkeit und Erbrechen[11] den höchs­ten Grad der wissenschaftlichen Evidenz. Verschiedene Untersuchungen attestieren der Akupunktur sogar eine Wirksamkeit, die über die der konventionellen Therapieverfahren hinausgeht.[12] Davon erfahren die Leser der SZ nichts.

Falsche Behauptungen

Es wird behauptet, dass keine Hinweise zu unerwünschten Wirkungen auf der Internetseite der DÄGfA seien. Dieses Urteil ist schlichtweg falsch und stellt eine Diffamierung der ältesten und größten ärzt­lichen Fachgesellschaft für Akupunktur Europas dar. Nicht nur unter den FAQs und in der Patienten­broschüre werden die Homepage-Besucher über Nebenwirkungen unter­richtet.[13] Dem Thema Sicher­heit ist im frei zugänglichen Ärzteportal eine eigene Rubrik gewid­met.[14] Hier sind Details zur Patienten­aufklärung vor der Akupunktur zusammengefasst – inklusive einer „Checkbox“ zum Aus­drucken – und zur intensiven Zusammenarbeit mit dem Centrum für Therapie­sicher­heit in der Chinesischen Arznei­therapie (CTCA). Breiten Raum nehmen Informationen über die fundierte Akupunkturausbildung und die Qualitätssicherung ein[15]. Die enge Anbindung an Universitäten und Fachgruppen im In- und Ausland ist ebenfalls selbstverständlich.[16]

Kurzprofil und Pressekontakt

Die gemeinnützige Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA) mit ihren rund 9.000 Mitgliedern steht für Kompe­tenz und Erfahrung in Akupunktur und Chinesischer Medizin. Seit 1951 engagiert sich die älteste deutsche Akupunkturgesell­schaft für ein hohes Niveau in der Akupunkturausbildung von Ärzten. Die DÄGfA mit Sitz in Mün­chen fördert die Akupunktur in Praxis, Lehre, Forschung – allein in den letzten 15 Jahren wurden 30 Projekte mit ins­gesamt über 500.000 Euro unterstützt – sowie durch Öffentlichkeitsarbeit. In über 140 Qualitäts­zirkeln bundesweit treffen sich regelmäßig Akupunkturärzte, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Damit sichern und fördern sie den besonderen Qualitätsanspruch dieser ganz­heitlichen Behandlungsmethode. Ausführliche Informationen sowie Adressen erfahrener Akupunkturärzte mit DÄGfA-Diplom, geprüft und zertifiziert von den Landesärztekammern der deutschen Bundesländer: siehe www.daegfa.de.

DÄGfA – Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V., gegründet 1951  •  Würmtalstraße 54  •  81375 München  •   Tel. 089 / 71005-11  •  Fax 089 / 71005-25  •  E-Mail presse@daegfa.de  •  Internet www.daegfa.de



[2] Witt CM et al. Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur – Ein Modellvorhaben mit der Techniker Krankenkasse. Dtsch Arztebl 2006; 103(4): A-196 / B-169 / C-167. www.aerzteblatt.de/archiv/49984

[3] Melchart D et al. Prospective investigation of adverse effects of acupuncture in 97 733 patients. Arch Intern Med 2004 Jan 12;164(1):104-5. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14718331

[4] Adams D et al. The safety of pediatric acupuncture: a systematic review. Pediatrics 2011 Dec;128(6):e1575-87. Epub 2011 Nov 21. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22106073

[8] Linde K et al. Acupuncture for tension-type headache. Cochrane Database Syst Rev 2009 Jan 21;(1):CD007587. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19160338; Linde K et al. Acupuncture for migraine prophylaxis. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Jan 21;(1):CD001218. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19160193

[9] Berman BM et al. Acupuncture for chronic low back pain. N Engl J Med 2010 Jul 29;363(5):454-61. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20818865

[10] Witt C et al. Acupuncture in patients with osteoarthritis of the knee: a randomised trial. Lancet 2005 Jul 9-15;366(9480):136-43. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16005336

[11] Lee A et al. Stimulation of the wrist acupuncture point P6 for preventing postoperative nausea and vomiting. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Apr 15;(2):CD003281. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19370583

[12] z.B. Haake M et al. German Acupuncture Trials (GERAC) for chronic low back pain: randomized, multicenter, blinded, parallel-group trial with 3 groups. Arch Intern Med. 2007 Sep 24;167(17):1892-8. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17893311

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.