14.11.2011
Wir haben am 7. November 2011 einen außergewöhnlichen Kollegen und einen großartigen Menschen verloren. Wir trauern um ihn, der für uns alle ein Vorbild war. Und wir bedanken uns bei ihm, dass er sich für eine moderne, menschliche und ethisch hochstehende Medizin auf der Basis humanistischer europäischer
Tradition eingesetzt hat. Es sind schon viele Nachrufe zu seinem Andenken verfasst worden, denen wir uns nur anschließen können. Es sind seine großen Verdienste beschrieben worden, die jeder von uns kennt, die unserem Arztberuf hohes Ansehen bewahrt haben. Er war ein großer Humanist und ein wahrhaftiger
Mensch, dem jeder Vertrauen schenken konnte.
Mit Off enheit, Menschlichkeit und Weisheit auf der einen Seite und scharfer Intelligenz und Unnachgiebigkeit in der Sache auf der anderen Seite
hat er sich seit Beginn seiner gesundheitspolitischen
Tätigkeit über viele Jahre für eine patientenzentrierte, menschliche Medizin und für Therapiefreiheit und die Erhaltung des Arztberufes als
freien Beruf eingesetzt. Trotz vielseitigen heftigen Widerstandes hat er unbestechlich seine und damit die Ziele eines jeden von uns verfolgt, der sich dem traditionellen Arztideal verpflichtet fühlt. Es war ein mühevoller Weg, den er mit übermenschlichem Kräfteeinsatz gegangen ist. Trotz vieler Rückschläge und Misserfolge hat er niemals aufgegeben und hat mit nimmermüdem Engagement,der Kraft seiner Überzeugung und unter Einsatz seiner gesamten Persönlichkeit den begonnenen Weg gradlinig und aufrecht fortgesetzt. Sein Auftreten entsprach seiner inneren Haltung, mit ganzem Herzen dabei, aufrecht und äußerst bescheiden,
mit wahrhaftiger Noblesse.
Was vielleicht weniger allgemein bekannt ist, Professor Hoppe hat sich auch für die Möglichkeiten und Belange der komplementären Medizin interessiert. Er war einer der Hauptinitiatoren und die tragende Persönlichkeit für das ‚Dialogforum Pluralismus in der Medizin‘, einer einzigartigen Initiative, die es sich zum Ziel gemacht hat, den Dialog zwischen konventioneller Medizin und anderen sogenannten komplementären Medizinsystemen(z. B. Akupunktur und asiatische Medizinsysteme,anthroposophische Medizin, Homöopathie, Naturheilverfahren) zu fördern,den Austausch anzuregen, mit dem Fernziel der Integration, d. h. eine Basis dafür zu schaffen, was wir heute als Integrative Medizin bezeichnen.
In diesem Rahmen gab es vielfache Gelegenheiten, Herrn Professor Hoppe als offene und weitsichtige Persönlichkeit zu erleben.
Er war bei allen Veranstaltungen, Diskussionen und Begegnungen auf faszinierende Weise immer mit seinem ganzen Wesen anwesend (trotz übervollen Terminkalenders), für niemanden sonst erreichbar und offen für jeden, der etwas zu sagen hatte. Er war neugierig auf alles, was unsere Medizin bereichern und erweitern könnte, grundsätzlich konzeptionell, in
Theorie, Praxis und Erforschung, entsprechend hohen ethischen Standards. Er wollte eine Defi nition von Medizin finden, die alle Ebenen des Menschseins und ärztlichen Handelns umfasst,ein neues Menschenbild in der Medizin und darüber hinaus vielleicht einen unserer Zeit angepassten Eid des Hippokrates, jederzeit interdisziplinär erweiterbar. Von vielen in seinem Anliegen nicht verstanden, war er damit seiner Zeit weit voraus, ein Wegbereiter besonderer Art.
Professor Hoppe fühlte sich auch der europäischen Sache verpflichtet und hat immer wieder versucht, den Dialog-Gedanken in der Medizin über die Grenzen Deutschlands hinaus auch auf die EU-Ebene weiterzutragen.
Professor Hoppe war angetan von den Möglichkeiten
und Erfolgen der Akupunktur. Er war ein Befürworter der Integration der Akupunktur in die Ärztliche Weiterbildungsordnung, was 2003 schließlich realisiert wurde.
Er hat die Bemühungen der DÄGfA unterstützt, ein Dialogforum Akupunktur zu etablieren, indem er die Initiative Mainzer Akupunktursymposien ‚Akupunktur und Universität – Akupunktur im Dialog‘ mit mehreren Grußadressen bedacht und darin seine Anerkennung zum Ausdruck gebracht hat. Dem ICMART Kongress Berlin 2001, gleichzeitig 50 Jahre DÄGfA und 30 Jahre DGfAN, hatte er seine besondere Unterstützung gegeben.
Wir verlieren in Professor Hoppe nicht nur einen herausragenden Kämpfer für den Erhalt einer menschenwürdigen Medizin, sondern auch einen Kämpfer für eine neue zukunftsfähige Medizin.
Wir sind uns des Verlustes voll bewusst und verabschieden uns von einem großen Kollegen. Er hat die Geschichte der Medizin auf besondere Weise fortgeschrieben. Wir werden nicht nur sein Andenken bewahren, sondern versuchen, sein Erbe zum Anlass zu nehmen, uns weiterhin mit aller Kraft für die vorgegebenen Ziele einzusetzen.
Im Namen des Vorstandes und der Ehrenpräsidenten der DÄGfA
Walburg Marić-Oehler
Ehrenpräsidentin der DÄGfA Deutsche Ärztegesellschaft
für Akupunktur e. V. gegr. 1951
Generalsekretärin des ICMART International Council of Medical
Acupuncture and Related Techniques e. V. gegr. 1983
Lehrbeauftragte für Akupunktur der Universitätsmedizin JGU Mainz
Ehrenprofessur der Fujian Universität für TCM Fuzhou/China