Prof. Dr. Florian Beißner, Neurowissenschaftler an der Medizinischen Hochschule Hannover gibt Antworten auf der heutigen wissenschaftlichen Jahrestagung der DÄGfA in Bad Nauheim.
München/Bad Nauheim, 10.05.2018
Die Akupunktur stimuliert Nerven. Eine einfache, unbestreitbare Erkenntnis, da wir das Einstechen der Akupunkturnadeln meist deutlich spüren. Wie aber wird aus einem Schmerzreiz bzw. somatosensorischen Signal eine therapeutische Wirkung? Und wie spezifisch ist diese? Wie sind aus Sicht der Neurowissenschaft die Konzepte vom Qi, den Leitbahnen und den Akupunkturpunkten zu bewerten? Florian Beißner erforscht am Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie therapeutische Verfahren, die ihre Wirkung über eine Stimulation des somatosensorischen oder vegetativen Nervensystems entfalten. Zentrale Ergebnisse seiner renommierten wissenschaftlichen Arbeiten stellt der Experte am 10. Mai 2018 in Bad Nauheim vor.
Beißner untermauert die Annahme einer primär über das Nervensystem vermittelten Akupunkturwirkung: Neueste bildgebende Studien weisen darauf hin, dass Akupunktur besonders über die Hirnareale wirkt, die das autonome (vegetative) Nervensystem beeinflussen. Damit wächst das wissenschaftliche Verständnis für die Zusammenhänge der Schmerzlinderung durch Stimulation spezifischer Hirnareale mittels Akupunktur. Darüber hinaus liegen vermehrt Hinweise vor, dass die positive Wirkung der Nadeltherapie auf Schlaf, Blutdruck und Aktivitätszustand spezifisch zentral vermittelt wird.
Das Programm der DÄGfA-Jahrestagung steht in mehrfacher Hinsicht unter dem Aspekt der Wirkungen der Akupunktur auf die Nerven. Dr. med. Dr. phil. Thomas Ots aus Graz gibt Einblick in jüngste, wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die Nadelreize auf Rückenmarksebene verarbeitet werden.
Zu hören sind außerdem aktuelle Ergebnisse einer klinisch randomisierten Akupunktur-Studie zur Behandlung von Nervenschmerzen, die als Nebenwirkung der Chemotherapie bei Brustkrebs sowie bei Gürtelrose, einer sehr schmerzhaften akuten Nervenerkrankung, auftreten können.
Die Jahrestagung wird von der DÄGfA im Rahmen der Internationalen Akupunktur-Woche vom 07. bis 13.05.2018 in Bad Nauheim ausgerichtet. Sie findet jährlich statt, dieses Jahr zum 32. Mal.
Die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. bildet seit 1951 Ärzte in Akupunktur und ostasiatischer Heilkunst aus. Weitere ausführliche Informationen sowie Adressen erfahrener Akupunkturärzte mit DÄGfA-Diplom, zertifiziert und von Ärztekammern geprüft, erhält man im Patientenportal der DÄGfA: www.daegfa.de.
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Über die DÄGfA
Die gemeinnützige Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA) mit rund 8.600 ärztlichen Mitgliedern ist die älteste deutsche Akupunkturgesellschaft. Erster Vorsitzender der 1951 gegründeten Gesellschaft ist PD Dr. med. Dominik Irnich, Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Die DÄGfA steht für hochwertige Ärzteausbildung in Akupunktur und TCM und fördert den besonderen Qualitätsanspruch dieser ganzheitlichen Behandlungsmethode. In Kooperation mit anderen Fachgesellschaften und Berufsverbänden setzt sich die DÄGfA dafür ein, dass die Behandlungsmethode in Politik, Forschung, Verbänden und Ärztekammern angemessen berücksichtigt wird.
Im Bereich Forschung, Lehre und Praxis arbeitet die DÄGfA eng mit internationalen und nationalen Einrichtungen, Institutionen und Universitäten zusammen. Sie gibt für ihre Mitglieder und Akupunkturinteressierte die Deutsche Zeitschrift für Akupunktur (DZA) gemeinsam mit anderen deutschsprachigen Fachgesellschaften heraus.
Die DÄGfA initiierte und finanziert über 80 Qualitätszirkel (QZ), sie setzt Standards in der Lehre durch ein umfangreiches, zertifiziertes und staatlich anerkanntes Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot. Darüber hinaus fördert die DÄGfA seit 1997 Forschungsprojekte mit bisher über 600.000 Euro. Die Akupunkturweiterentwicklung sowie das Verständnis für ihre Wirkwege und ihre Evidenz werden dadurch kontinuierlich verbessert.