19.04.2012
Klaus Hünten ist im 73.Lebensjahr am Ostermontag von uns gegangen. Wir verlieren mit ihm einen der Pioniere der Ärztlichen Akupunktur im Westen.
Bereits Arzt in dritter Generation hat er in den frühen siebziger Jahren als einer der ersten in Deutschland zunächst in der väterlichen und dann in eigener Praxis Patienten mit Akupunktur behandelt. Seine Praxis in Raunheim bei Mainz war die erste Spezialpraxis für Akupunktur, weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus bekannt. Seine Praxis konnte schon bald den Zustrom der Patienten nicht mehr fassen und entwickelte sich durch die erhebliche räumliche Erweiterung und mit mehreren, auch chinesischen Mitarbeitern und Gastärzten zu einem einzigartigen Akupunktur-Zentrum.
Im Rahmen des gemeinsam 1993 innerhalb des damaligen Lehrauftrags Allgemeinmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz initiierten Lehrauftrags ‚Klassische chinesische Akupunktur in Theorie und Praxis‘ war seine Praxis in Raunheim die erste Lehrpraxis für Akupunktur, in der der praktische Teil der Akupunkturvorlesungen stattfand. Seine später in Leukerbad / Schweiz eröffnete Praxis wurde ebenfalls ein bedeutendes überregionales Zentrum.
Klaus Hüntens Einsatz für die Akupunktur war überwältigend und überzeugend. Sein eigenes Wissen der chinesischen Medizin bekam er zunächst von seinem Vater, der mit den Gründern der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur DÄGfA in regem Kontakt stand, und später auf vielen Kursen und Kongressen, weiter auf seinen unzähligen Reisen nach Fernost und sobald möglich auch nach China.
Er war ein ausgezeichneter Kenner der chinesischen Philosophie, Kultur und besonders der Medizin-Klassik. Er hatte nicht nur ein beeindruckendes Wissen und eine hohe Kompetenz, sondern eine besondere Gabe für eigene schöpferische transkulturelle Interpretationen. Und darüber hinaus fast ein halbes Jahrhundert praktische Erfahrung in Akupunktur. Er hat bis zuletzt Patienten behandelt.
Ein großes Lebensziel war die Integration der Akupunktur in die universitäre Lehre.
In diesem Kontext standen nicht nur die regelmäßigen Vorlesungen über viele Jahre, die praktischen Lehrveranstaltungen, sondern auch die wiederum gemeinsam und mit Unterstützung der DÄGfA an der JGU Mainz initiierten Dialog-Veranstaltungen‚ Akupunktur und Universität – Akupunktur im Dialog‘, von 1996 bis 2008 insgesamt elf Mainzer Akupunktur-Symposien zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen der Medizin. Es gelang recht bald, die Fujian-Universität für TCM in Fuzhou/China und im Weiteren auch den International Council of Medical Acupuncture and Related Techniques ICMART als Kooperationspartner zu gewinnen. Das interdisziplinäre, internationale, gesellschafts- und universitätsübergreifende Konzept dieser einzigartigen Veranstaltungsreihe (mit den Kongress Proceedings im Haug Verlag und den Sonderheften der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur DZA) entsprach Klaus Hüntens kosmopolitischer ost-west-Ausrichtung.
1998 erfolgte eine besondere Auszeichnung. Uns wurde in Fuzhou die Ehrenprofessur der Fujian-Universität für TCM verliehen, zusammen mit den Professores Wanitschke und Faust der Universität Mainz, die sich besonders für die Anerkennung der Akupunktur an ihrer Universität eingesetzt hatten.
Wir verlieren mit Klaus Hünten einen Menschen, der sich nicht nur mit Leib und Seele der Kunst der Akupunktur und ihrem Verständnis verschrieben hatte, sondern sich darüber hinaus lebenslang für eine Annäherung zwischen Ost und West eingesetzt hat. Ich persönlich verliere einen Mitstreiter und Freund, mit dem mich viele Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit zur Integration der Akupunktur an der Universitätsmedizin JGU Mainz verbinden, und vor allem die Begeisterung für die Akupunktur.
Wir werden sein Andenken bewahren und unsere gemeinsamen Ziele auch in seinem Sinne weiter verfolgen.
Im Namen des Vorstandes der DÄGfA
Walburg Marić-Oehler
Ehrenpräsidentin
Lehrbeauftragte für Akupunktur der Universität Mainz