Wissenschaftszentrum der DÄGfA kommentiert Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Rückenschmerz

Die Akupunktur erfährt aufgrund der zunehmenden Evidenz eine Aufwertung in der aktuellen Konsultationsfassung der 2. überarbeiteten Nationalen Versorgungsleitlinie Nicht-spezifischer Rückenschmerz. So gibt es in der vorliegenden Version eine Kann-Empfehlung für die Akupunktur in der Behandlung akuter Rückenschmerzen und sie wird in der Behandlung chronischer Nicht-spezifischer Rückenschmerz als Behandlungsoption gesehen. Konsultationsfassung bedeutet, dass das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) eine vorläufige Fassung veröffentlicht und zur Kommentierung durch Fachkreise und Interessierte auffordert.

Das Wissenschaftszentrum der DÄGfA hat sich im Rahmen der Konsultationsphase intensiv mit der vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz für den Einsatz der Akupunktur auseinander gesetzt und insbesondere deren Effektstärken und Sicherheit mit anderen Therapien verglichen. Ein entsprechender Kommentar wurde dann fristgerecht eingereicht.

Nach Ablauf der Konsultationsphase leitet das ÄZQ die eingegangenen Kommentare an die Mitglieder der Leitliniengruppe der NVL Nicht-spezifischer Rückenschmerz weiter. Die Leitliniengruppe entscheide dann nach sorgfältiger Prüfung über deren Berücksichtigung.

Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Als gemeinsames Kompetenzzentrum von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung für Qualität und Wissenstransfer im Gesundheitswesen wurde das ÄZQ mit der Durchführung des Programms beauftragt.

Bis Ende des Jahres soll dann die endgültige Version verabschiedet und veröffentlicht werden. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und ggfs. eine Zusammenfassung des Kommentars zur Verfügung stellen.

Excellence Research Award 2016 für Akupunkturforschung

Wissenschaftliche Studie zu spinaler Wirkung der Akupunktur mit renommierten Preis ausgezeichnet

Für ihre wissenschaftliche Studie mit dem Titel „Akupunktur-induzierte Veränderungen der Druckschmerzschwelle durch segmentale Hemmung – eine randomisierte, kontrollierte Studie” wurde ein Forscherteam um Petra Bäumler, MSc, MPH und Privatdozent Dr. med. Dominik Irnich mit dem international renommierten „Excellence in Integrated Medicine Research Award 2016“ in der Kategorie Grundlagenforschung ausgezeichnet. Petra Bäumler ist Mitglied des Wissenschaftszentrums der DÄGfA und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Interdisziplinären Schmerzambulanz am Campus Innenstadt der LMU München. Seit 2009 führt sie klinische und experimentelle Studien im Bereich der Akupunktur und Schmerzforschung durch. Dominik Irnich ist Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz am Campus Innenstadt der LMU München und 1. Vorsitzender der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA).

Die Preisträger konnten in ihrer Arbeit erstmals die besondere Bedeutung der spinalen Hemmung für die Akupunkturwirkung beschreiben (Baeumler PI, Benedikt F, Bader J, Fleckenstein J, Irnich D, Acupuncture induced changes of the pressure pain threshold are mediated by segmental inhibition – a randomized controlled trial. PAIN, 2015,156(11):2245-55). Die Wirkung der Akupunktur wurde mittels einer Quantitativen Sensorischen Testung (QST) objektiviert – einem standardisierten Testverfahren, welches vom Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) entwickelt wurde. Untersucht wurde die Wirkung der manuellen Akupunktur und der Elektro-Akupunktur auf das sensorische Profil von gesunden Probanden im Vergleich zu keiner Intervention. Durch einen komplexen Versuchsaufbau gelang es dabei zwischen lokaler, spinaler und cerebraler Wirkung zu differenzieren.

Der seit 2012 vergebene internationale Preis wird von der Biologische Heilmittel Heel GmbH gefördert und berücksichtigt innovative und herausragende Wissenschaftsprojekte im Bereich der Integrativen Medizin. Jeweils 10.000 Euro in zwei unterschiedlichen Kategorien werden vergeben: in der Grundlagen- und der Klinischen Forschung. Preisträger im Bereich der klinischen Forschung waren Prof. C. Wang, Boston und C. Wade, MPH, Columbia University. Die Preisverleihung fand während der diesjährigen Jahrestagung der European Society of Integrative Medicine (ESIM) in Budapest statt.

Die European Society of Integrative Medicine e.V. ist ein internationaler Verein mit dem Ziel, Wissenschaft, Forschung, Ausbildung und Fortbildung zu fördern, Evidenz basierende, herausragende medizinische Versorgung zu unterstützen und Richtlinienempfehlungen für den Bereich der Integrativen Medizin zu Verfügung zu stellen. Integrative Medizin ist die Interaktion zwischen konventioneller und komplementärer Medizin, die sich auf Evidenz basierende Forschungsergebnisse stützt. Die ESIM ist ein gemeinnütziger Verein.

v.l.n.r.: Prof. Dr. S.N. Willich (Vorsitzender der Jury), die Preisträger Christine Wade, MPH, Prof. C. Wang, P Bäumler, MSc, MPH, PD Dr. D. Irnich und Dr. K. Cesnulevicius (Heel GmbH, Baden-Baden)   (Foto: Kriztina Kaposvári)