Pressemitteilung: Mit der Nadel gegen Depressionen

Die WHO widmet den diesjährigen Weltgesundheitstag der Volkskrankheit Depression. Akupunktur ist eine wissenschaftlich basierte und nebenwirkungsarme ergänzende Therapie bei Depressionen.

München, 3. April 2017 – Laut Bundesgesundheitsministerium werden Depressionen im Jahre 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit sein. Mit etwa vier Millionen depressiv Erkrankten gehören sie in Deutschland schon heute zu den häufigsten Beschwerden. Akupunktur ist eine wissenschaftlich basierte und nebenwirkungsarme ergänzende Therapie bei Depressionen. Für die Wirksamkeit der Nadeln sprechen aktuelle Auswertungen mehrerer internationaler Studien der letzten Jahre. Das Interesse an Akupunktur als begleitende Therapie wächst.

Bei einer Depression handelt es sich um eine ernste psychische Erkrankung, die sich in unterschiedlichen Formen und Schweregraden zeigt. Ihre Auslöser können ganz verschiedener Natur sein. Lebensumstände, Belastungen, genetische Faktoren, aber auch Jahreszeiten begünstigen – oftmals im Zusammenspiel – eine Erkrankung.

Um die Betroffenen effektiv behandeln zu können, ist eine frühe Diagnose und eine individuell abgestimmte Therapie wichtig. Eine gängige Behandlungsmethode ist die Kombination von Medikamenten (z. B. Antidepressiva) und Psycho- oder Verhaltenstherapie. Darüber hinaus können begleitende Maßnahmen wie Licht-, Ergo- oder Kunsttherapie oder Sport zur Heilung beitragen. Seit einigen Jahren werden auch Akupunkturnadeln in Kombination mit den herkömmlichen Therapien erfolgreich gegen Depressionen eingesetzt. Da sich eine Depression in vielen verschiedenen Anzeichen und Symptomen äußern kann, ist eine differenzierte, qualitativ hochwertige Akupunktur von großer Bedeutung.

Überzeugende Wirkung …

In der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird Akupunktur schon lange zur Behandlung von Symptomen der Depressionen angewandt. In Deutschland gilt die Wirksamkeit des komplementär-medizinischen Verfahrens bei bestimmten Krankheitsbildern als wissenschaftlich erwiesen und anerkannt. Dazu gehören beispielsweise Knieschmerzen bei Arthrose und Rückenschmerzen. Bei diesen Beschwerden werden die Kosten einer Akupunktur-Behandlung in der Regel von den Krankenkassen übernommen.

… und geringe Nebenwirkung

Eine Auswertung mehrerer in den letzten Jahren weltweit durchgeführter Studien zeigt auf, dass die Nadeln auch bei Depressionen wirken können (siehe Infokasten). In sogenannten „multimodalen“ Behandlungs-konzepten, die die verschiedenen Therapien zusammenführen, lindert Akupunktur als ergänzende Anwendung häufig erfolgreich die Symptome. Darüber hinaus profitieren Patienten davon, „dass die Akupunktur oft eine Verringerung der Medikamentendosis ermöglicht und eine vergleichsweise sehr geringe Rate unerwünschter Wirkungen zeigt“, so PD Dr. med. Dominik Irnich, 1. Vorsitzender der 1951 gegründeten Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V., Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und kürzlich ausgezeichnet mit dem renommierten „Excellence in Integrated Medicine Research Award 2016“.

                                                                                                                                           

Informationen / Hintergründe für Redaktion

Kernbotschaften des Übersichtsartikels „Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen“ von Dr. med. Richard Musil et al., Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Dozent der DÄGfA.

Verbesserung der Depression bei guter Verträglichkeit

Behandlung von dreißig Patienten mit Körperakupunktur und kranieller Elektrostimulationsakupunktur (ESA) ein- bis zweimal pro Woche über einen Zeitraum von acht Wochen. Unabhängig von der Häufigkeit der Behandlung zeigte sich in beiden Gruppen eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptomatik bei guter Verträglichkeit.
Mischoulon D, Brill CD, Ameral VE, Fava M, Yeung AS (2012): A pilot study of acupuncture monotherapy in patients with major depressive disorder. In: Journal of Affective Disorders, 2012 Dec 10, 141(2-3), 469-73

Es ist nicht egal wohin man sticht!

Randomisierte kontrollierte Studie – der sogenannte Goldstandard in der klinischen Forschung für den Beleg von Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien – mit dreiundsiebzig Patienten. Behandlung mit dem Antidepressivum Fluoxetin und zusätzlich einer ESA oder Sham-Nadelung mit Elektrostimulation, d.h. durch-geführt an Stellen, die von den klassischen chinesischen Akupunkturpunkten entfernt liegen. Dabei zeigte die Akupunkturbehandlung eine bessere Wirkung auf die depressive Symptomatik als die Sham-Nadelung.
Zhang ZJ, Ng R, Man SC, Li TY, Wong W, Tan QR, Wong HK, Chung KF, Wong MT, Tsang WK et al: Dense cranial electroacupuncture stimulation for major depressive disorder – a single-blind, randomized, controlled study. In: PLoS One 2012, 7(1):e29651.

Deutlichere Verbesserung bei Schmerz- und Depressionssymptomatik mit Akupunktur

Behandlung von 755 Patienten über 3 Monate mit (1) Usual Care (normale Versorgungspraxis) oder (2) Akupunktur und Usual Care oder (3) Counselling (Beratung durch Mitglieder der British Association for Counselling and Psychotherapy) und Usual Care. Patienten, die zusätzlich Akupunktur oder Counselling erhielten, zeigten eine signifikant deutlichere Verbesserung der depressiven Symptomatik als die Patienten, die nur die normale ärztliche Versorgung erhielten. Zusätzlich konnte ein Rückgang der eingenommenen Medikation bzw. Schmerzmedikation in der Akupunkturgruppe festgestellt werden.
MacPherson H, Richmond S, Bland M, Brealey S, Gabe R, Hopton A, Keding A, Lansdown H, Perren S, Sculpher M et al: Acupuncture and counselling for depression in primary care: a randomised controlled trial. In: PLoS Med 2013, 10(9):e1001518.

Kombination aus Antidepressivum und Akupunktur rein pharmakologischer Behandlung überlegen

Studie mit 160 Patienten, bei der die Kombinationstherapie aus Antidepressivum und Akupunktur bessere Ergebnisse zeigte als eine rein pharmakologische Behandlung. Patienten, die zusätzlich Akupunktur erhielten, benötigten insgesamt zudem weniger Erhöhungen der Dosis des verabreichten Antidepressivums Paroxetin.
Qu SS, Huang Y, Zhang ZJ, Chen JQ, Lin RY, Wang CQ, Li GL, Wong HK, Zhao CH, Pan JY et al: A 6-week randomized controlled trial with 4-week follow-up of acupuncture combined with paroxetine in patients with major depressive disorder. Journal of Psychiatric Research 2013, 47(6):726-732.

Ergebnis der Meta-Analyse “Vorteil der Kombination von Akupunktur und Antidepressivum bei Depression/ The benefit of combined acupuncture and antidepressant medication for depression: A systematic review and meta-analysis” von Yuan-Yu Chang et al., Department of Psychiatry, Taoyuan Armed Forces Hospital, Taoyuan, Taiwan; Graduate Institute of Integrated Medicine, China Medical University, Taichung, Taiwan.

Kombinierte Behandlung von Antidepressivum und Akupunktur ist schneller, effektiv, sicher und gut verträglich

Die Untersuchung von 13 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 1046 Patienten zeigt einen signifikanten Unterschied zwischen der Behandlung von Depressionen mit Antidepressiva allein sowie der Behandlung von Depressionen mit Antidepressiva in Kombination mit Akupunktur. Diese systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse zeigt über einen Zeitraum von 6 Wochen, dass die kombinierte Behandlung schneller wirkt, effektiv, sicher und gut verträglich ist. Außerdem scheint die kombinierte Behandlung zu einer größeren therapeutischen Wirkung zu führen als die SSRI Therapie allein (SSRI – Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, auch Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, sprich Antidepressiva).
Chan YY, Lo WY, Yang SN, Chen YH, Lin JG.: J Affect Disord. 2015 May 1;176:106-17. doi: 10.1016/j.jad.2015.01.048. Epub 2015 Jan 28.

                                                                                                                                            

Gerne vermitteln wir Interviews und Hintergrundgespräche mit unseren Spezialisten. Dr. R. Musil, Dr. T. Ots und PD Dr. D. Irnich.

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Pressekontakt und Kurzprofil DÄGfA

Katja Hanley  •  Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
DÄGfA – Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V., gegründet 1951  •  Würmtalstraße 54  •  81375 München
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Die gemeinnützige Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA) mit rund 8.600 ärztlichen Mitgliedern steht für Kompetenz und Erfahrung in Akupunktur und Chinesischer Medizin (CM oder TCM). Seit 1951 engagiert sich die älteste deutsche Akupunkturgesellschaft für ein hohes Niveau in der Akupunktur- und CM-Ausbildung von Ärzten. Die DÄGfA mit Sitz in München fördert Akupunktur und CM in Praxis, Lehre, Forschung, über Fachpublikationen und durch Öffentlichkeitsarbeit. Patienten werden durch Beratung, Broschüren und ein eigenes Internetportal informiert. In bundesweit rund 130 Qualitätszirkeln treffen sich regelmäßig Akupunkturärzte, um den besonderen Qualitätsanspruch dieser ganzheitlichen Behandlungsmethode zu sichern. Darüber hinaus arbeitet die DÄGfA intensiv mit Hochschulen, Fach- und Berufsverbänden zusammen. Viele DÄGfA-Dozenten haben universitäre Lehraufträge.

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