Bericht Symposium SHEN – Geist

als gemeinsames Symposium der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LMU München und der DÄGfA am 25.11.2017 in München.

Einen Tag lang auf der Suche nach einem integrativen Medizinsystem – wo liegen Gemeinsamkeiten und Schnittmengen in den Betrachtungsweisen des „Geistigen“? Bei diesem Symposium betrachteten wir Körper-Seele-Geist aus dem Blickwinkel unterschiedlicher traditioneller Medizinsysteme.

Hochkarätige Dozenten aus der TCM, der Anthroposophischen Medizin, dem ZEN-Buddhismus, der Tibetischen Medizin und der Psychiatrie beleuchteten das Thema in Vorträgen, Diskussionen und Workshops. So gingen wir einen Tag lang auf Entdeckungsreise und einen regen wissenschaftlichen und  „geistigen“ Austausch.

Sabine Schierl Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin und Dr. Klaus Trinczek Facharzt für Allgemeinmedizin – Leiter des Fortbildungszentrums der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA), eröffneten das Symposium „SHEN-Geist“. Sie begrüßten die etwa 100 interessierten Kolleginnen und Kollegen, die am 25.11.2017 nach München gekommen waren und führten durch den Tag.

Seit Gründung 1951 hat sich auch die DÄGfA intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Pioniere wie Bachmann, Gleditsch und Walburg Maric-Oehler haben schon früh Parallelen zwischen psychosomatischer Medizin und der ganzheitlichen Sichtweise der TCM hergestellt.

Der „Durchbruch zum Geistigen“, wie es DÄGfA-Gründungsmitglied Bachmann nannte, wurde von Dr. Jochen Gleditsch – Ehrenpräsident der DÄGfA in einem ersten Impulsvortrag wunderbar aufgegriffen. Sein Thema „Selbstfindung durch Wandlung“ interpretiert anhand des I Ging, war sicherlich ein für alle stimulierender geistiger Höhepunkt des Tages.  Es ist immer wieder faszinierend, wie Jochen Gleditsch es auch mit 89 Jahren noch versteht, seine Zuhörer mit seiner eigenen Begeisterung anzustecken und für das Thema zu begeistern. Am Folgetag fesselte er gemeinsam mit Dr. Nicolas Behrens über 8 Stunden seine Zuhörer und zeigte wiedermal direkt erfahrbar wie „Geistiges“ das eigene Herz berührt.

Dr. Richard Musil präsentierte Studien und Indikationen der TCM bei psychiatrischen Erkrankungen. Als Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie liegt ihm die Synthese von Akupunktur und Schulmedizin besonders am Herzen. Die Akupunktur ist auch bei psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen in den Universitätskliniken angekommen. Die wissenschaftliche Evaluation und kritische Prüfung möglicher Indikationen sowie die Integration der Akupunktur in bestehende Therapiekonzepte ist für die DÄGfA als Fachgesellschaft essentieller Bestandteil.

Sonja Maric, M.A., Institut für Ost-West Medizin Bad Homburg, Ärztliche Ausbildung Tibetische Medizin, konnte  mit Einblicken in das tiefgreifende Geist-Konzept der Tibetischen Medizin begeistern, das auf Buddhismus basierend zusätzliche Aspekte des Zusammenwirkens von Körper und Geist offeriert. Sie erinnerte an die 25-jährige Geschichte der Ausbildung in Tibetischer Medizin in der DÄGfA, einer der Pionier- und Lebensleistungen von Dr. Walburg Maric-Oehler, langjähriger Präsidentin und Ehrenpräsidentin der DÄGfA. Der Workshop am Nachmittag und das ganztägige Seminar am Folgetag zur „Psychosomatik in der Tibetischen Medizin“ fand reges Interesse

Diesem Jubiläum widmet die DÄGfA am 01.12.2018 in Frankfurt eine eigene Tagung, die sich mit dem Schlaf und seinen Pathologien in den verschiedenen Medizinsystemen befasst.

Matthias Grot, Meditationslehrer und ZEN-Trainer sorgte für Entschleunigung mit seinem Vortrag „Großer Herzgeist und Lebenskraft“ und in seinem Workshop für direktes Erleben in der Meditation.

 

 

 

Ein weiterer Höhepunkt bildete ein anschaulicher und „begeisternder“ Vortrag von Dr. Michaela Glöckler, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach/Schweiz und Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum bis 2016. Hier konnten die Gemeinsamkeiten des Geist-Konzept in der Anthroposophischen Medizin und der TCM sehr gut sichtbar und verständlich werden.

 

Den Reigen der Impulsvorträge schloss DÄGfA-Dozent Jürgen Mücher, Arzt für Naturheilverfahren und Akupunktur, Bremen. Er referierte in seinem Vortrag über SHEN und seine 5 Aspekte in der TCM. Er stellte mit den Fünf Speicherorganen die Instanzen vor, in welchen diese Kräfte im Organismus wirksam werden und in denen fünf spezifische Aspekte des Geistes mit je einer Gruppe von körperlichen Funktionen in inniger Verbindung stehen. Darauf aufbauend besprach er in seinem Workshop anhand von Fallbeispielen Diagnose und Therapie von Störungen des Geistes (SHEN).

Dr. Nicolas Behrens, niedergelassener Arzt für Physikalische Medizin mit Schwerpunkt Schmerztherapie/Psychosomatik/Akupunktur spielte sich mit Dr. med. Jochen Gleditsch im Workshop „Bewusstsein und Geist in den Menschenbildern – transkulturell geschaut“ die „Geistesblitze“ zu. Durch seine Arbeit mit der Methode Psychotonik Glaser® konnte er einen großen Bogen spannen zwischen psychischen und körperlichen Symptomen. Mithilfe von Akupunktur oder Berührung kann zum einen an der Beziehung des Patienten zu sich selbst und zu seiner Umwelt gearbeitet werden.

Danke allen Beteiligten für einen wunderbaren Tag!

Das nächste Symposium Akupunktur und Psychiatrie „Traumata mit Akupunktur behandeln“ in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität München, ist für den 17.11.2018 geplant.